Aktuelles

Bargeldversorgung in Enugu problematisch

Eine Gruppe Menschen, die im Kreis stehen

Aktueller, dramatischer Bericht einer Bekannten aus Enugu/Nigeria:

Seit langem wird die Neuwahl des Präsidenten vorbereitet. Es wurde damit begonnen, Wahlkarten für all diejenigen zu erstellen, die noch keine solche Berechtigung zur Teilnahme an der Wahl hatten. Dafür wurde die Schaffung einer NIN kreiert, der National Idendity Number. Obwohl mit dieser Aktion vor mehr als einem Jahr begonnen wurde, haben Hunderttausende bis heute ihre Berechtigung nicht in Händen. Viele Wählerstimmen werden verlorengehen. Wie zu erwarten, geht es heiß her im Kampf um diese Stimmen. Für das Land wäre es wünschenswert, dass die Arbeiterpartei gewinnt. Deren Kandidat, Peter Obi, hat den Ruf, nicht korrupt zu sein. Er hatte bereits das Amt des Governors im Nachbarstaat von Enugu, Anambra-State, inne, wo er sehr gute Arbeit geleistet hat.

Im Oktober 2022 wurde bekannt gegeben, dass die alte Nairawährung teilweise ersetzt wird. Neu gestaltet werden 1.000 Naira, 500 Naira und 200 Naira. 100 Naira, 50 Naira und 10 Naira bleiben erhalten, wobei 10 Naira gerade mal 0,025 Euro wert sind. Münzgeld ist total vom Markt verschwunden. Diese Änderung sollte zum 01.02.2023 wirksam werden. Bis dahin bestand die Möglichkeit, alte Währung, die teilweise in riesigen Mengen bis heute zu Hause gehortet wird, bei den Banken einzuzahlen.

Die Zentralbank von Nigeria hat 3 Billionen Naira der neuen Währung drucken lassen und in Umlauf gebracht. Seit zwei Wochen fragen sich die Menschen: Wo ist dieses Geld geblieben? Die Banken geben an, auf leeren Tresoren zu sitzen, kein Geld erhalten zu haben. Es gilt als gesichert, dass die Scheine absichtlich zurückgehalten werden, um die Menschen zu einer bargeldlosen Handhabung zu zwingen. Dies kann in Nigeria auf keinen Fall funktionieren. Viele Menschen haben kein Mobil-Telefon, viele sind Analphabeten, können mit dieser neuen Methode nicht umgehen. Die Banken-Apps sind ständig überlastet, Überweisungen können deshalb nicht durchgeführt werden usw.. Das System kollabiert seit Tagen.

Die Menschen können bei der Bank kein Geld abheben, weil es angeblich keines gibt. Vor den Banken bilden sich große Gruppen, um an den Geldautomaten zu warten, bis Geld angeliefert wird. Zum Teil schlafen die Menschen vor den Banken, es kommt zu Randale zwischen Bankangestellten, Bankkunden und der Polizei. Die Stimmung ist extrem aufgeheizt.
Die Menschen können auf den lokalen Märkten nicht mehr einkaufen, weil die meisten Marktfrauen keine ATM-Maschine haben.

Wir haben das Glück, dass wir über Jahre hinweg auf unserem Markt in Emene bei den gleichen Marktfrauen eingekauft haben und dort bekannt sind. Sie wissen um die Problematik und haben sich bisher bereit erklärt, dass wir unsere Schulden bezahlen, wann immer wir Bargeld haben. Ohne dieses Entgegenkommen würden wir beim Kauf lokaler Lebensmittel völlig stranden.

Um dem totalen Chaos zu entgehen, hat die Regierung angeordnet, dass bis zum 10.02. noch mit der alten Währung bezahlt werden kann. Ab dem 11.02. soll damit endgültig Schluss sein, wie heute, 08.02.2023, durch Gerichtsbeschluss bestätigt wurde. Wir selbst haben seit zwei Wochen nur drei Mal Bargeld im Haus gehabt, weil auf der Bank nichts zu bekommen war. Selbst Brot haben wir per Überweisung bezahlt.

Das gleiche Vorgehen gilt für unsere Tankstelle: dort können wir nach wie vor die Tankfüllung für den Schulbus und den Kanister, mit dem wir den Generator füllen, per Banküberweisung bezahlen. Diese wird über das Mobil-Telefon vorgenommen. Wir bleiben so lange vor Ort, bis die Überweisung abgeschlossen ist und wir dem Tankstellenbesitzer die Einzahlung auf sein Konto nachweisen können. Je nach Verfügbarkeit von Internet kann das sehr schnell gehen oder längere Zeit in Anspruch nehmen.

So kommen wir im Moment noch über die Runden.

Um das Fass zum Überlaufen zu bringen, wurde die Ankündigung verbreitet, dass alle Tankstellen des Landes aufgefordert werden, ab sofort kein Benzin mehr zu verkaufen. Wenn dies umgesetzt wird, steht Nigeria still. Niemand kommt zur Arbeit, niemand kommt zur Schule, es können keine Güter mehr transportiert werden – weder Lebensmittel noch andere Materialien.

So wird ein Land Schritt für Schritt innerhalb kürzester Zeit demoliert – durch richtungslose Politiker, die sich so kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit kein Bein mehr ausreißen, durch korrupte Bankmanager, durch die korrupte Ölindustrie. Ein Land, das ohnehin am Boden liegt.

Den Kindern geht es trotz alledem gut, sie würden die Folgen erst zu spüren bekommen, wenn die Schulen geschlossen werden müssten, weil kein Schulbus mehr fahren kann, weil keine Lehrkräfte mehr zur Arbeit kommen könnten.

Weitere Meldungen vom Enyiduru-Projekt

Diese Seite verwendet Cookies.

Bitte erlauben Sie den Einsatz von Cookies, damit Sie diese Seite in vollem Funktionsumfang nutzen können.

Speichern Abbrechen Ok, einverstanden Tracking ablehnen